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Bedeutung

Die Bedeutung des Namens Landsgesell

 Wie der Name Landsgesell entstanden ist, ist schwer zu beantworten, weil es Zusammenstellungen mit "gesell" beruflich meistens nur im Handwerk gibt, und nicht in der Landwirtschaft. Die Bezeichnung Landwirt ist erst im 18. Jahrhundert gebräuchlich.
In dem ‘Grimmschen Wörterbuch’ (Quelle 1), eines der Ältesten im deutschen Sprachraum, ist die Zusammensetzung "Land(s)" und "gesell" nicht aufgeführt. Dafür gibt es aber unzählige Bedeutung für "gesell", weil es ein altes deutsches Wort ist. Das Grimmsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm schreibt dazu: "gesell eigentlich ‘saal-, hausgenosse’ dann genosse, gehülfe Überhaupt, abgeleitet von saal, ahd. sal. (Halle, Saal, Wohnung, Tempel, Kirche).” Dann kommen mehrere Seiten in welchen Kombinationen der geselle verwendet wird, aber leider wie gesagt nicht in unserer Zusammensetzung Landsgesell. So wird der Begriff Gesell häufig bei Freund, Standesgenosse, Partner, Geliebter, Liebhaber, Gefährte, Kriegskamerad, Berufsgenosse, Diener, Tisch-, Trink- und Schlafgenosse, Reisegefährte, Brautführer, Pfarrgesell, tüchtiger Kerl, junger Mann, geselle auch obzön für das männliche Geschlechtsorgan (‘min geselle’) und als ehrende Bezeichnung der Kriegsleute, besonders der Landsknechte (‘guet tapfere gesellen’) verwendet.

Die Deutung des Namens aus dem Soldatenstandes der Landsknechte ist unbefriedigend (die Landsknechte dienten dem Land und waren im Grunde die erste wirkungsvolle Infanterie und lösten in der Kriegsführung den Ritterstand ab. Lesen Sie hier mehr dazu.) Mit den Lanzen - Waffen hatte die Bezeichnung allerdings nichts zu tun, weil im 15. Jahrhundert nur das Wort Spieß benutzt wurde. Die Schreibweise Lanz(t)knecht gibt es erst im 18. Jahrhundert.

Aus dem Jahre 1538 ist der Familienname Landsgesell urkundlich in Zwittau belegt. In Zwittau gab es zudem um 1600 neben Landsgesell auch Landsknecht als Familienname, so dass hier zwei Familiennamen unterschieden werden. Ob es den Familienname Landsknecht in Zwittau später noch gab, weiß ich nicht.

Die heutige Schreibweise kann natürlich auch durch Lautverschiebung, bzw. Aufschreiben nach Gehör entstanden sein. So könnte aus dem "Landtgesell" mit t, welches ich schon in dieser Schreibweise mehrmals in alten Kirchenbüchern (um 1650) gefunden habe, die Schreibweise Landsgesell entstanden sein. Allerdings wäre das dann nur zutreffend, wenn vor einer bestimmten Zeit nur die eine Schreibweise vorkommt und dann die andere. Leider gab es viele Schreiber und man weiß ja nicht genau, wer hat richtig geschrieben und wer nach dem Hörensagen falsch.

Beispielsweise fand ich auch die Schreibweise Lanczgesell, bisher aber nur einmal und die in einem Dokument aus dem Jahre 1581 welches in tschechischer Sprache verfasst war, also gehe ich von einer Übertragung der Schreibweise ins Tschechische aus, wie es auch im umgekehrten Fall häufig war. Ein Lukaß Lanczgesell wird als Grundbesitzer in dem tschechisch verfaßten Urbar (eine Art Zinsregister) von 1581 in Greifendorf aufgeführt, ein Matl Landtsgesell dagegen im selben Jahr in Lotschnau (Quelle 2). Ein Lorenz Landsgesell von Greifendorf taucht im Jahre 1538 in Erbverhandlungen mit seinem Schwager Simon genannt der Wladyk auf. Aus Wladyk, im Volksmund Blodik entstand der Familienname Blodig (Die Wladyken bildeten in der alten Zeit die unterste Stufe des Adels). Daneben gab es noch um ca. 1600 in Greifendorf einen Landsgesell Mottel und Landsgesell Wenzel. In Zwittau war im Jahre 1700 ein Landtgesell Greger der Vorsteher der Schmiedezunft, seit 1781 Schmiede- und Wagner Zunft. (Quelle 3) . Auch könnte der Familienname sich von Landesgesell, also “Bewohner des Landes” ableiten, also durch Weglassen des e entstanden sein.  Einmal allerdings konnte ich bisher die Bezeichnung Landsgesell in einer Art Standesgemäßen Bedeutung finden.
Und zwar schreibt Dr. W. Gerlich aus Wien (vielleicht verstorben, ich konnte ihn bisher nicht ausfindig machen) in seiner “Geschichte der Bauernhöfe von Mähr. Wiesen”, die hauptsächlich nach Auszügen aus den Arbeiten des Geistlichen Rates K. Bilek hergestellt wurde: ”1673 kaufte Valtin Müller den Grundt in der Wiesen, so über dem Wentzl Echele lieget [...] um 450 Mark von den landsgesellischen Erben Benesch Pollakh und Nikl Hirsk”

Leider konnte ich auch die Arbeiten des K. Bilek noch nicht finden. Das Archiv, welches ich angeschrieben hatte, und in dem sie sich befinden sollten, gab mir die Antwort, sie hätten es nicht. Wenn jemand Informationen zu W. Gerlich oder K. Bilek hat, wäre ich sehr erfreut wenn er es mir zukommen lassen könnte. Bitte schreiben sie an die Mailadresse dieser Homepage. Entstanden sind die Familiennamen bei der einfachen Bevölkerung im 14. Jahrhundert. Bei Adligen natürlich früher. Auch bei den jetzigen neueren Nachforschungen zum Familiennamen Landsgesell konnte ich noch keine Familie finden, die nicht von der Stadt oder dem Kreis Zwittau kommt. Da gibt es wohl eine regional begrenzte Entstehung bzw. Benutzung des Namens.

Thomas Landsgesell

Dies und mehr findet am auch unter www.landsgesell.net.

Quelle 1: Das Deutsche Wörterbuch 1838- 1961, begonnen von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm ("Grimmsches Wörterbuch" oder DWB), das umfassendste deutsche Wörterbuch

Quelle 2: Alois Steis, Die ältesten Urbare der Herrschaft Zwittau, 1935, hier Seite 28 & 31 in den Mitteilungen zur Volks- und Heimatkunde des Schönhengster Landes, herausgegeben von der Fachabteilung für Volks- und Heimatkunde des Fortbildungs- und Museumsvereines in Mährisch Trübau 1938

Quelle 3: Carl Lick, Zur Geschichte der Stadt Zwittau und ihrer Umgebung, Im Selbstverlage 1910, Druck von Marcell Morvay in Zwittau, in Kommission bei Otto Tyrolt in Zwittau, hier Seiten 84, 422 & 508.

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