Wie bei vielen deutschen Familien, hat auch bei der Familie Landsgesell die Vertreibung aus den ursprünglichen Siedlungsgebieten eine wichtige Rolle gespielt, wobei hier der besondere Reiz der Familienforschung in der heutigen Zeit liegt. Ursprünglich hat sich die Familie über Jahrhunderte nicht weiter als hundert Kilometer voneinander entfernt gesiedelt, war also sehr heimatverbunden. Nach der Vertreibung hat der Name Landsgesell dagegen in Südwestdeutschland und Österreich neue Wurzeln schlagen können, die Familien entwickeln sich weiter, haben sich aus den Augen verloren.
Bekannt sind heute auch Landsgesells in den USA und Frankreich. Jedoch wann immer ein Landsgesell auf den anderen trifft, können Sie sich sicher sein: Ihre Urgroßväter waren Landsleute.
Der Name Landsgesell wurde im 16. Jahrhundet in der Region um die Kreisstadt Zwittau (heute Svitavy in Tschechien) zum ersten mal erwähnt, einem Landstrich im böhmisch-mährischen Hügelland, in dem sich deutsche Familien auf Einladung der böhmischen und mährischen Fürsten, Bischöfen, und Grundherren niederließen und Dörfer und Städte gründeten.
Nach dem zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschstämmigen Einwohner siedelten sich Tschechen an. Heute ist es eine ländliche Region zwischen den Städten Brno (Brünn), Olomouc (Olmütz) und Hradec Králové (Königgrätz).
Die Siedlungsregion war der, später so benannte, Schönhengstgau. Der Schönhengstgau war die größte sudetendeutsche Sprachinsel. In den sechs Städten Zwittau, Brüsau, Mährisch-Trübau, Landskron, Hohenstadt/March und Müglitz sowie den 142 Gemeinden des Schönhengstgaus lebten 1939 über 126.000 Menschen, von denen 84 Prozent deutsch waren. Nur 13 Orte hatten eine tschechische Mehrheit. Im Jahr 1910 lag der Anteil der deutschen Bevölkerung bei 93 Prozent.
Ein schmaler Streifen tschechischer Ortschaften - an zwei Stellen war es nur je ein Dorf - trennte den Schönhengstgau im Norden und Osten vom geschlossenen deutschen Sprachgebiet. Die etwa 280 km lange Sprachgrenze des Gaues umfaßte einen Flächenraum von 123.000 Hektar, der sich 50 km in nord-südlicher und ebensoweit in west-östlicher Richtung erstreckte.
Der Schönhengstgau wurde durch eine Landesgrenze geteilt. Der kleinere, westliche Teil mit den Städten Brüsau und Landskron gehörte zu Böhmen. Der östliche Teil mit den Städten Hohenstadt, Mährisch-Trübau, Müglitz und Zwittau gehörte zu Mähren. Seinen Namen hat der Schönhengstgau von dem die Mitte durchziehenden Schönhengstzug mit der Erhebung Hornberg (660 m) und der nahegelegenen Ortschaft Schönhengst. Eine gute Darstellung der Geschichte dieser Region finden Sie auf www.zwittau.de sowie auf www.schönhengstgau.de.
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